Liebende
Du siehst mich nicht. Und weißt doch, ich bin da.
Ich bin verwirrt, was ist der wahre Grund?
Ich häng am Kreuz, mein täglich Golgatha.
Sähst du mein Herz, du wüsstest, es ist wund.
Ich träum von dir. Kein Traum, der ohne dich.
Und wie enttäuschend, wenn ich dann erwacht:
Das Zimmer leer - du warst nur Traum für mich.
Der Tag geschieht. Und ich leb für die Nacht.
Doch gestern war‘s, du liefst mir übern Weg,
ich dachte nicht an dich, ich war spät dran.
Du sagtest leis „Pardon!“, ein bisschen schräg.
Und dann, ach du … Dann blicktest du mich an.
6.2.17
Sentimentalitäten
Der innre Haushalt ruft, und du räumst auf.
Erstaunlich, was man da entdecken kann.
Einst fandst du IHN, das Bild von einem Mann.
Den strichst du dann aus deinem Lebenslauf.
Man streicht, und immer bleibt ein Überrest.
Was man vergessen will, vergisst man nicht,
man steht vor seinem eigenen Gericht -
vorbei ist nichts, hofft man es auch felsenfest.
Von allem bleibt noch was, man lebt damit.
Und öfter findet man sich selbst bloß dumm,
(so‘n bisschen ganz privates Eigentum).
Das passt, das klebt an dir wie frischer Kitt.
28.1.17
Rausschmiss
Vorm Spiegel siehst du dich genauer an:
O nein, die bist du nicht! Doch dir wird flau.
Entscheidest kühn, dass er dich kreuzweis kann,
denn immerhin, noch bist du Mensch und Frau.
Der miese Kerl hat dich doch nicht verdient!
Ein Fehlgriff. Klar, gestehst du dir dann ein.
Und als er ging, da hat er dich bloß angegrient!
Na, soll er! Wohnst dann eben mal alleinl
Dass du jetzt traurig wirst! Weißt nicht, woher.
Der Spiegel schweigt sich aus und grinst dich an.
Dann eben nicht! Da hilft wohl nur Likör,
der dir dein Image wieder aufpolieren kann.
Man wird schon sehn, wie’s mit dir weitergeht.
Denn weiter geht es immer irgendwie.
Bloß, diese Angst, dass es dann mal zu spät …
Was soll’s – mit jedem, aber dem Kerl nie!
15.1.17
Reise ins Irgendwie
Ich, sagst du
und denkst dir nichts dabei.
Dein bisschen Glück, dir ins
glücklose Gesicht geschrieben.
Mein randvolles Herz.
Beschönige nichts, kein Zufall
half aus, kein Engel lief dir
über den Weg.
Denn ich bin es,
(mein Mund, rau vom Verzicht,
als die Küsse ausblieben),
die dir dein Leben schneiderte.
Das Trotzdem, dass ich
zur Liebe hielt, mein unseliges
Erbstück, Frau zu sein, wo es der
Heldin bedurfte.
Ausgeblieben
meine Rückzüge, mein Nie mehr!,
wenn du stierköpfig, wieder mal,
ICH sagtest.
16.11.16
Zerwürfnis
Rosen, als sie
schwarz wurden, Fliederlaub, das
ergraute, kein Tag, den ich
ankreuzte im Kalender.
Dunkles Schweigen der Rosen,
da blühten keine Violen,
sang keine Amsel, da kam
der Abend am Mittag.
Schmal deine Augen,
als du das Wort sagtest, nebenhin,
dass der Zorn mir aus der
Stirne fiel.
2009-11
Ein Foto
Im Glanz des Mittags
dein Bild vor der Glasfassade
von Überfluss und Nichtigkeiten,
und der Sommer war
eine Weile ein Sommer.
Du stehst, als sei es dir
peinlich, von meinem Objektiv
gesehen zu werden, als sei der
besonnte Boulevard dein Ort nicht,
dir angemessen.
Der Sommer ist vergangen,
der Herbst stürmt heran,
die Auslagen in den Fenstern
ausgetauscht wie ich, das vergessene
Objekt jenes Sommers.
9.7.15
Junigras
Durch diesen Juni
lauf ich, mitten durchs Jahr,
unter blauen Himmeln,
vorbei an traurig abgeblühten
Fliederbüschen.
Ohne dich nun
mein Weg, all diese Sonnen,
sie scheinen dir nicht,
nur den Traum von dir
überlässt du mir.
Kein Gedanke an
große Gesten, ich leg mich ins Gras,
zu den Ameisen, den agilen
Feuerkäfern, bleiche das Herz
in der Sonne.
31.5.15
Schwarzfahren
Und dann schwang die Seele
im Auf und Ab des April,
die Lichter hell, die Nächte zu kurz,
grau die Stunden ohne dich.
Das Glück trug uns fort,
wir wollten die Welt erobern,
fuhren schwarz mit der Bahn,
rissen Tulpen aus den Beeten.
Wir aßen aus einem Teller,
tauschten die Socken und Jeans,
wir sahen uns in den Spiegeln
und erkannten uns nicht
Wir schwuren, wir würden
uns ewig lieben, verlachten die
grauen Gestalten der Straße,
und der Spaß nahm kein Ende.
Wann begriff ich, dass Liebe
mehr ist als ohne Sorgen zu sein?
Dass ich uns betrog, wenn wir
uns liebten, mich und dich?
24.4.15
Vertrauen
Wärest du nicht du, lägest
du nicht neben mir, hörte ich
nicht deinen Atem, wäre nicht
dein Duft von Mann.
Ein Zug fuhr durch den Traum,
er nahm dich mir, fuhr und fuhr,
ich schrie mit tonloser Stimme,
verlassen blieb ich zurück.
Wie Schmerz das Erwachen,
die Seele wund; warm spürte ich
deine Hand in meiner, es war
ein Traum doch nur.
22.4.15
Über das Glück
Da stehst du vor mir,
wie du bist: dein dünnes Haar,
nicht mehr der drahtige Adonis,
aber immer noch, der du warst,
als wir uns kannten, wir hatten
es Liebe genannt.
Und ja, die Kinder sind groß,
was gibt es zu sagen, leicht war es
nicht, aber es ging mit der Zeit,
deine Briefe liegen im Fach, wo
Briefe immer lagen, wer will
sie noch lesen.
Nein, sie fragen nicht
nach dir, sie haben mit sich
zu tun, das Studium, die Liebe,
erinnert mich alles an früher,
an uns beide, vielleicht
haben sie Glück.
Warum ich dich damals
liebte, ich könnte es heute nicht
sagen, war doch kein Rosengarten,
zu teuer bezahlt unser Glück,
aber schön, dich noch mal
getroffen zu haben.
21.4.15
Was nicht war
Die Liebe, die es
nicht gab, sie tritt dir entgegen
mit dem Schmerz, der in dein Leben
schreit, irgendwann in der Nacht
des Neumonds, wenn
Träume aufbrechen.
Und du weißt, was nicht war,
ist nicht Traum, nicht verloren
im Sand der Zeit, du überlässt dich
der Trauer, entleerst das Herz, das
immer noch schwer, da bleibt
kein bitterer Rest.
Du verstehst dich nun,
trägst das Vergangene ab wie einer,
der nur drei Tage Leben hat,
du hast geliebt, und du begreifst
deinen Teil Glück als Teil
des Ganzen.
25.3.15
Kaffee ohne Zucker
Tage gibt es, da denke ich
an dich, ganz ohne Anlass, ich sehe dich
noch sitzen am Tisch, morgenmüde
die Zeitung im Blick.
Du warst mein ganzes
Zuhause, nicht schwer, auch nicht
leicht unser Zweisein, du trankst
den Kaffee ohne Zucker.
Ja, wie du am Tisch saßest;
seltsam, dass ich gerade jetzt an den
Zucker denke, als gäbe es sonst
nichts zu erinnern.
23.2.15
Ahnen, was war
Damals, da waren die sanften Berge
der hohe südliche Himmel, ihn
trugen die Wolken und unsere
scheuen Zärtlichkeiten.
Du gingst aus meinem Leben,
jung, wie wir waren, mit nahmst du
dein Bild von mir, und es
blieb das Erinnern.
Ich weiß nicht, warum –
neulich dachte ich an dich, an die
sanften Berge, den hohen südlichen
Himmel, der damals war.
15.2.15
Unter Platanen
Unerklärlich das Licht
unter Platanen, die Straße
im Grau eines verregneten Tages,
wie unbelebt die Welt;
ich hätte den Tag vergessen, wäre ich
nicht gegangen unter Platanen
mit ihrem Licht.
Wäre nicht der Schmerz,
der immer da ist, wenn ich
an dich denke, an dich;
die dich jetzt umarmt, niemals
kann sie dich so lieben wie ich
an diesem verregneten Tag
hier, unter Platanen.
3.2.15
Sprachlos
Der Sommer stand hoch
in der Hitze damals im August,
ich in der fremden Stadt, zwei Schritt
nur die Liebe entfernt, ich vernahm
deinen Duft von Mann.
Wir hüllten uns in den Kokon
unserer Sprachlosigkeit, und in
Gedanken sprach ich mit dir
in jener ungreifbaren Sprache,
die keiner Worte bedarf.
22.1.15
Allen Herbstes los
Seinen Lauf nimmt der Winter,
verronnen der Herbst,
die Lust, alle Farben verblasst,
nachts wuchern die Bilder, was
bedeuten gemailte Träume.
Gut, dass es dich gab,
dich und die Bücher, deren
Seiten uns wie lang verlorene
Geschwister verbanden, wir
lasen uns neu.
Januar, ich fühle die Leere
so entfalle ich mir, ohne Himmel.
aus dem Off deine Stimme
weit fort ist sie, ich bin
halb ohne dich.
8.1.15
Nur so ein Gefühl
Als Tagträumer in Sachen schöne Welt
versprichst du mir vom Himmelhoch das Blaue.
Doch kräuselt sich dann meine Augenbraue,
vermutest du: Der geht es bloß ums Geld.
Mitnichten, Freund, es bleibt dahingestellt,
worauf das große Glück ich immer baue.
Nie könnte ich dir sagen aufs Genaue,
wo es vergraben liegt, auf welchem Feld.
Ein bisschen Geld und sehr viel deiner Liebe,
das würde mir für eine Weile reichen,
vorausgesetzt, dass es dabei auch bliebe.
Du kannst dein unverschämtes Glück kaum fassen,
es könnte, argwöhnst du, recht schnell entweichen.
Wer weiß, worauf du dich hast eingelassen.
23.10.14
Kleine Zwischenbilanz
Ein vages Wort, sehr praktisch dein Vielleicht.
Du sprichst es nicht, du lässt es einfach fallen
und es dann leicht im Irgendwo verhallen.
Kein Ja, kein Nein. Ein offnes Wort, das reicht.
Was Liebe hieß, das heißt jetzt vielerlei.
Bei dem Vielleicht steht alles auf der Schneide,
jetzt sind wir ich und du und nicht: Wir beide.
Ein welkes Blatt – der Sommer ist vorbei.
Ganz neu: Kein Kuss, du gibst mir deine Hand
und siehst mich an, als wolltest du jetzt sterben.
Für mich ist klar: Was war, das liegt in Scherben.
Doch dein Vielleicht war wirklich sehr brillant.
11.10.14
Damals in Sanssouci
Ich weiß nicht mehr, wann
jener Mai war, als wir, schon Sommer
im Blut, sorglos schlenderten
durch Sanssouci, Duft von Gras und Frühling
in der Luft, und überm Neuen Palais
schwarz eine Wolke, die wir spät bemerkten;
als dann der Regen fiel, liefen wir
unters Dach eines schönen Baumes, eines
immergrünen, der seltsame
Vorjahresfrüchte trug; den Regen
weiß ich noch, deinen Arm
um meine Schulter, auch dies.
1.10.14
Das bisschen Liebe
Ganz plötzlich, und kein
Fragen mehr, sagt es sehr laut schon
das Gefühl, da ist ein Hunger
nach dem Wort, das fordernd
dir von Liebe spricht.
Das Leben eingerichtet, geordnet
steht in jedem Fach der nächste Tag;
dass etwas fehlt, ist dir bewusst,
das Quäntchen Mehr, der kleine Überfluss,
den man in seinem Leichtsinn
gar nicht zählt.
Nicht viel, nur dieses
bisschen Liebe, wenn eine Hand dir
auf der Schulter liegt, das Wissen drum,
ab jetzt wird alles gut.
19.6.14
Abhanden
Ich weiß nicht, ob du an Zeiten
dachtest, als wir noch nicht ahnten, wie sehr
Menschen schweigen können, dass sie
die Sprache der Wände verstehen.
Wir lauschten in die Berliner Nacht,
nichts Wichtigeres gab es, das Licht an
der Zimmerdecke sollte die Furcht
vor dem Schweigen verbergen.
Wir lagen in sauberen
Kissen, kauten an Nichtgesagtem,
Licht war da nur, die Wände,
wir wussten.
15.6.14
Detailfrage
Wer weiß, vielleicht bin ich nur ein Detail,
das man sehr schnell vergisst in seinem Leben,
ein schwacher Reiz für späte Träumerei,
vielleicht hat es sich einfach so ergeben.
Du nimmst mich hin wie einen Gegenstand,
der grade greifbar ist, halb angeschlagen,
für dich doch immer noch ganz amüsant,
wie eine, die vom Wind dir hergetragen.
Egal, ob ich dich liebe oder nicht,
ich muss mich damit wohl zufriedengeben.
Und manchmal blicke ich dir ins Gesicht:
Ach Gott, der soll es sein - fürs ganze Leben?
8.6.14
Der unfassbare Augenblick
Dich zu vergessen ist mir nicht gelungen,
doch mit den Jahren ging es leidlich gut.
Ein Traum erweckte wieder alte Glut –
es war, als hätte was in mir geklungen.
Ich habe diese Nacht mit mir gerungen,
verfluchte noch im Traum den Wankelmut,
doch willenlos erlag ich meinem Blut,
die ganze Seele war von dir durchdrungen.
In mir erwachte wieder die Begier,
dich zu umarmen – doch ich spürt' dich kaum.
Der Traum entfloh, ich blieb allein zurück.
Durch alle Zeiten trag ich dich in mir,
und sei's auch nur des Nachts im Traum
der schöne, unfassbare Augenblick.
28.4.14
Eislüfte
Im Winter kommt mein Geliebter
Mit Schuppenfellen behangen,
Und er weiß nicht, wie oft
Ich der schwarzen Wasser fluche.
Im Winter jagt er Eisfische
Unter den treibenden Schollen,
Schlafende Frösche und
Spinnige Garnelen.
Gehörig dem Wasser
Ist mein Geliebter, Schellfisch
In meinem Fangnetz,
König in meinem Königreich.
2008
Die übliche Romanze
Ach, frag doch nicht, du weißt, ich liebe dich,
du bist mein aufgeschlagnes Lesebuch.
Ich lieb auch deinen Morgenmannsgeruch,
mein lieber, kluger, starker Gänserich.
Bin ich mal ohne dich, geht es mir schlecht.
Im Bad das Trugbild: Wie du dich rasierst
und dann wie frisch geborn herumspazierst.
Jaja, ich weiß, das ist dein Menschenrecht.
Und ständig stehe ich dir bloß im Weg.
Und du befiehlst: Nun rank dich zu mir rauf!
Und merkst es nicht, dass ich schon obenauf.
Doch gönn ich herzlich dir dein Privileg.
Ein Wunder, was ich in dir lesen kann.
Besonders, was du mir verschweigen willst,
wenn du dich in den besten Anzug hüllst
und zärtlich raunst: "Wir sehen uns! Bis dann!"
Die lange Nacht, die Stunden ohne dich.
Es kocht in mir: Wie man so warten kann!
Doch bist du ja und bleibst nun mal mein Mann.
Ein Flüstern bloß: Ach ja, ich liebe dich.
12.4.14
Kein Glück mit dem Glück
Man redet oft und warm vom Glücklichsein
und kann dabei sein Glück direkt verpassen.
Ist es passiert, dann kann man es kaum fassen,
stellt fest: Nun ist man wieder mal allein.
Du wolltest bloß dein kleines Teil vom Glück,
vom richtig großen, wie die Dichter schreiben.
Wer will, als Frau zumal, schon solo bleiben?
Ach, übrigens: Das Mensch war viel zu dick.
Du ärgerst dich, denkst: Nun ist aber Schluss!
So'n Dicker wird mir nicht noch mal passieren!
Doch dann beginnt's im Bauche zu vibrieren -
schon hast du deinen dicken Sozius.
Das große Glück, wenn man so einsam ist,
hat, wie man's nimmt, bloß dauernd kleine Macken.
Man müsste sich sein Mannsbild selber backen,
mit Zettel dran: Nur kurze Frischefrist!
9.4.14
Nüchtern betrachtet
Du sagst ganz leise vor dich hin: Es war.
Und siehst mir viel zu traurig in die Augen,
die höchstens noch für Wimpernschminke taugen.
Schon gut. Was war, ist nicht mehr umkehrbar.
Kein Liebesschwur, kein Zeichen von Gefühl.
Wir liebten uns, wie sich die Katzen lieben,
selbst davon ist uns nicht sehr viel geblieben.
Wir mimten Liebe nur, ein dummes Spiel.
Von Schuld zu reden wäre jetzt nicht recht.
Ja, wie es kommen musste, ist's gekommen,
wir hatten uns wohl auch nichts vorgenommen.
Du weißt, selbst unser Spielen war nicht echt.
Es lohte nichts, da war kein wildes Feuer.
Nur das Als-ob, in dem wir nachts verbrannten.
Was bleibt, ist Asche, die wir Liebe nannten,
ein leeres, schnelles, dummes Abenteuer.
29.3.14
Katerelegie
Jetzt bist du fort, und jetzt ist alles trübe.
Sogar der Kater sieht mich traurig an.
Man setzt sein Leben lang bloß auf die Liebe.
Dass man mit sich doch nie allein sein kann.
Zu oft versackt das Herz im Taggetriebe.
Man will ja meistens gar nicht zänkisch sein.
Dann wird man zickig, pfeift auf seine Triebe,
am Ende ist man wieder mal allein.
Jetzt bist du fort, und jetzt ist alles trübe.
Ach, Katerchen, wir brauchen keinen Mann.
Wenn er mir wenigstens noch einmal schriebe,
dass ich den Kerl mir abgewöhnen kann.
11.2.14
Bekanntschaft
Da läuft dir plötzlich einer übern Weg.
Sympathisch, denkst du. Oder etwas mehr.
Das neue Du fällt dir noch etwas schwer,
bezahlst schon mal die kleine Hypothek.
Du hast gesucht, warst viel zu lang allein,
dir lief partout kein Traummann übern Weg,
auch Schönheit war nicht grad dein Privileg.
Du wolltest ja nicht viel, bloß glücklich sein.
Und eigentlich – du willst ja. Eigentlich.
Nicht, dass er dir direkt nun nicht gefällt:
Wie's aussieht, als Beamter angestellt.
Ansonsten eher etwas kümmerlich.
Was daraus wird? Vermutlich ein Problem.
Das nimmst du vorerst still für dich in Kauf,
sehr bald schon, weißt du, bist du obenauf.
Und sehnst dich nach der Zeit von ehedem.
20.3.14
Fernkuss
Du rufst mich an von da, wo du grad bist.
Und fragst, ob ich dich liebe – immer noch.
Na klar, sag ich genervt, das weißt du doch,
für dumme Fragen bist du Spezialist.
Du gibst mir durch die Leitung einen Kuss,
hoffst wohl darauf, dass er fürs erste reicht.
Den kleinen Fernkuss küsst es sich ja leicht,
er hat so was von einem frommen Muss.
Ich mache mir Gedanken, lieber Mann.
Doch welche – nein, das sage ich dir nicht.
Sag bloß, wie kommst du auf Vergissmeinnicht?
Mein Mann, der telefonisch küssen kann!
1.2.14
Konsequenz (Spencer-Stanze)
Da machen wir mal einen dicken Strich.
Die Sache zwischen uns ist abgetan.
Du weißt es ja, noch immer lieb ich dich,
treu bis zur letzten Seite vom Roman.
Ich kenne dich, du alter Schlendrian!
Den Seitensprung, den nehme ich nicht krumm.
Doch dass du auf mich wirkst wie Baldrian,
das ist zu hart, und das ist mir zu dumm.
7.2.14
Sommergast
Wir sagten uns den Sommer lang nur Sie,
ich wünschte mir, wir wären jetzt beim Du.
Es war doch mehr als bloße Sympathie,
dein dummes Sie befremdet mich partout.
Ich litt. Du hieltest dich gekonnt zurück.
Ich gab mich kühl, als sei ich aus Granit.
Mitunter gab es einen Augenblick -
da spürtest du den kleinen Unterschied.
Jetzt ist es Herbst, der Sommer ist vorbei.
Ich fühle es, wir haben was verpasst.
Du gehst als Sie, und ich bin wieder frei.
Warst auch in meinem Herzen nur zu Gast.
29.1.14
Grabgeflüster
So lang ist’s her, kaum weiß ich dein Gesicht,
dein Bild verschwimmt, da ist nur große Stille.
Und auf dem Nachttisch liegt noch deine Brille.
Zwei Jahre ohne dich – ich glaub es nicht.
Ach, halbwegs komm ich ja allein zurecht.
Bei jedem Handschlag aber höre ich dich sagen:
„Genier dich nicht, du kannst mich ruhig fragen.“
Nun, ohne dich, gestehe ich, geht’s schlecht.
Zuweilen fühl ich mich doch sehr allein.
Es hilft ja nichts, ich will mich nicht beschweren.
Ach, manchmal will ich bloß mein Herz entleeren,
dann ist’s, als kämest du zur Tür herein.
Gestorben ist auch unser Dackelhund,
er war ja alt, das weißt du sicher noch,
war ja schon lange nicht mehr ganz gesund,
jetzt liegt er auf dem Hundefriedhof doch.
Die Nachbarn aus dem Haus von nebenan,
sie meinen, dass ich ziemlich tapfer bin.
nun auch der Hund! Wie man so leben kann!
Das liegt nun mal in meinem Schicksal drin.
Jetzt weißt du, wie es ohne dich heut geht.
Und klar, das ist von mir bloß eine Grille:
Fritz, auf dem Nachttisch liegt noch deine Brille.
Du lachst, verstehst wohl nichts von Pietät.
25.1.14
Es hat geklingelt
Es war ja lange aus, jetzt bist du hier.
Du fällst mir in die Arme wie gewohnt,
und viel zu flink bist du herein zur Tür.
Du spekulierst darauf, dass es sich lohnt.
Ich hör, du liebst mich also immer noch.
Und glaube dir als das geborne Schaf,
trag ich mein Leben lang doch dieses Joch,
war immer schnell bereit und häuslich-brav.
Es ist das dritte Mal, du kommst zurück.
Sie taugten nichts, sagst du, die andern Frauen,
seit heute erst kennst du das wahre Glück,
was Liebe heißt; du kannst nur mir vertrauen.
Ich hör dir einfach zu, ich bin ganz Ohr.
Ja, sicher meinst du es auch diesmal ehrlich.
Doch wenn man zweimal schon sein Herz verlor,
wird es beim dritten Mal bloß brandgefährlich.
Lass mal das Schnurren und das Girren sein,
der Aufguss des Gefühls, der lohnt heut nicht,
es lebt sich schließlich auch ganz gut allein.
Und tschüs, leb wohl, behalt die Übersicht.
.1.14
Nachruf
Jetzt bist du weg, ich hab dich gehen sehn,
ich dachte nur: Ach, lass ihn einfach ziehen,
ein frischer Neubeginn ist auch mal schön,
dem Schicksal kann man nun mal nicht entfliehen.
Nur nachts, da wird es erst mal einsam sein,
ich fürchte fast, ich werde was vermissen.
Schlecht schläft es sich im Doppelbett allein,
dafür lieg ich jetzt auch auf beiden Kissen.
Vier Wochen, und schon habe ich Ersatz.
Ob der dann besser ist? Wer kann das sagen?
Der sitzt am Tisch auf deinem alten Platz -
von dir kein Wort und keine dummen Fragen.
Du gingst, vielleicht zu einer andren Frau,
da wünsche ich dir Glück und viel Vergnügen.
Er wird mir fehlen jetzt, dein Körperbau,
doch dass ich traurig bin, da müsst ich lügen.
20.1.14
Ansichtskartenglück
Da fährst du fort im Eilzug ohne mich.
Ich auf dem Bahnsteig fühl mich schon allein.
Du rufst am Fenster: „Du, ich liebe dich!“
Ich lächle bloß hinauf und bin ganz klein.
Gesagt ist, was zu sagen uns noch blieb.
Der große Rest blieb leider ungesagt.
Ach, irgendwie hab ich dich ja noch lieb,
doch hast du mich danach nur nicht gefragt.
Du schickst mir eine Ansichtskarte her,
als kleinen Trost fürs Herz, hast du gemeint.
Denn schließlich sei ich ja nicht irgendwer
und du, wie fabelhaft, auch nicht mein Feind.
Der Bahnhof ist schon lange menschenleer,
und wie betäubt steh ich am selben Fleck.
Ich weiß, es bringt kein Zug dich wieder her.
Der Zug ist abgefahren, der ist weg.
18.1.14
Mit deinen Augen
Vogelschwingen,
Schweben, Sinkflug,
rauschende Stille; noch immer:
Licht, Wald, Dunst überm Wasser,
die junge Birke, April.
Zu jeder Stunde spüre ich es,
mit jeder Fiber, und erblindete ich
wie ein Spiegel - alles
erblickte ich mit deinen Augen.
2008/1.8.14
Lieben und Schreiben
Kalt wär alles Leben, gäbe es die Liebe nicht,
manch verliebter Dichter, der entflammt, er schriebe nicht.
Dumm muss jeder Neider sein, der sich darum empört,
kennt kaum Zärtlichkeit, er kennt die junge Liebe nicht.
Schreibt, ihr Dichter, schreibt, solange ihr noch lieben könnt,
liebt, vergesst die Häme, nur vergesst die Liebe nicht.
18.12.13
Schlag, Herz
Es pocht, dein Herz, ich lausche ihm,
dem Uhrschlag gleich, ich kann es hören.
Es weist die Stunde ungestüm,
und nichts soll unsern Gleichlauf stören.
Der Schmerz steht immer entre nous,
an dem wir eines Tags zerbrechen.
Du sagst kein Wort, du hörst nur zu,
du lächelst, deine Augen sprechen.
17.12.13
Der Mann für alle Wetterlagen
Der gibt dir Sicherheit, er kann bezahlen,
der greift gelassen bloß in sein Jackett.
Bei dem erleidest du beinahe keine Qualen,
und lieb ist er und reich und einfach nett,
das Ideal von Mann. Doch kann der lieben?
Denn letztlich, spürst du, kommst es darauf an.
Ganz jung ist er ja wirklich nicht geblieben.
Doch er bemüht sich, wo und wie er kann.
Was hat die Männerwelt denn sonst zu bieten?
Du weißt nicht, was du willst, und siehst dich um.
Du liest dir selber ernstlich die Leviten:
Muss es ein Mann sein, dann das Maximum!
Und eines Tags, du schimpfst aufs miese Wetter,
steht so ein Kerl vor dir, der macht dich an.
Du spürst: Das ist ein Mann, das ist der Retter!
Du willst, du stehst schon unter seinem Bann.
Sein Portmonee ist leer, doch kann er lieben,
im Kopf Rosinen bloß vom großen Geld.
Er hat dir was auf Packpapier geschrieben.
Und sich nie wieder bei dir vorgestellt.
Du weißt, da hilft dir auch kein langes Klagen,
und siehst es ein, ihr beide wart kein Team,
du brauchst den Mann für alle Wetterlagen.
Du suchst. Und suchst dein Leben lang nach ihm.
17.11.13
Das letzte Wort
Du gehst und es wird lange regnen.
Dein letztes Wort, es ist mein Leben,
ein Schirm, von Liebe eingegeben.
Kaum werden wir uns noch begegnen,
dies sei der Zeit vergeben.
Wohl viele Tode werd ich sterben.
Doch daran will ich jetzt nicht denken,
mich in dein Antlitz nur versenken,
es in das wehe Herz einkerben,
mich dir noch einmal schenken.
Hinfort muss ich dem Schicksal fluchen,
das uns nun trennt für alle Zeiten.
Es liebt nicht die Vollkommenheiten,
und mag man noch so lange suchen.
Soll mich die Liebe leiten.
29.10.13
Dasselbe in Grün
Das hättest du dir so doch nicht gedacht.
Da ist mal einer, du hast dich verknallt.
Sieht gut aus, männlich, stark. Und die Gestalt!
Den musst du kriegen, wäre ja gelacht!
Dann hast du ihn. Vorbei der schöne Rausch.
Du siehst ihn, wie er war und wie er ist.
Der Typ entpuppt sich: Alter Egoist!
So langsam denkst du schon an Männertausch.
Den nächsten siehst du dir genauer an.
Vom ersten hat er bloß ein paar Nuancen.
Du denkst nach vorn, berechnest deine Chancen.
Ach, was soll’s, sagst du. Wenigstens ein Mann.
Der dritte will die halbe Welt umarmen.
Doch schnell steht leider fest: Der geht dir fremd,
der schämt sich nicht, ist völlig ungehemmt.
„Da ist die Tür!“ Da kennst du kein Erbarmen.
Und mit der Zeit vergisst du dann das Zählen.
Du hast die Nase voll von dem Geschlecht
und merkst, du kommst ganz gut allein zurecht.
Es mangelt dir an nichts, dir wird nichts fehlen.
Du fragst dich, was du bisher falsch gemacht.
Ein leises Ziehen, so ein kleiner Schmerz,
der bleibt dir in der Gegend rings ums Herz.
Das hättest du dir so doch nicht gedacht.
18.6.13
Traumlos
Die Nächte schlaflos ohne dich, mein Herz,
an meiner Seite nichts als diese Leere.
Nicht, dass ich mich darüber gar beschwere,
ich weiß es doch, du bist schon anderwärts.
Versiegelt jetzt mein Mund für jedermann,
kein Traum, von dem ich dir berichten müsste.
Wie seltsam, immer treibt mich ein Gelüste,
dass ich im Traum dich wiedersehen kann.
Doch ich lieg wach, denk mich in jenes Dunkel,
wohin du eingingst ohne Abschiedswort,
und nirgends find ich dich im Sterngefunkel.
Ich bin ganz Wunsch, im Traume dich zu finden,
dich hier zu sehen, hier an diesem Ort.
Nur einmal noch, mag ich danach erblinden.
25.10.13
Immer morgens
Dass immer dann, wenn du gerade aufwachst,
die Sonne scheint noch nicht ins Fenster rein,
du dir als erstes deine Sorgen machst -
das ist fast Ritual, muss wohl so sein.
Du fragst dein Ich: Was fehlt dir so im Leben?
Du wüsstest schon, was da hineingehört!
Dann blickst du auf das leere Bett daneben –
na, wenigstens der Schlaf bleibt ungestört.
Man kriegt nicht einfach, was man haben will.
Das weißt du doch, du hast es eingesehn.
Und Wehmut packt dich, du wirst mäuschenstill -
im Bauche flüstert’s: Wäre doch ganz schön.
8.4.13
Was gestern war
Ein Augenblick, da fühl ich mich bei dir.
Das ist, wenn du mir streichst so übers Haar,
dass ich nur deine Zärtlichkeit verspür.
Soeben fällt mir ein, dass es erst gestern war,
es war schon Abend, auf dem Tisch stand Wein.
Ich sah den Puls an deiner Schläfe pochen,
ein Fädchen Rauch stieg auf im Kerzenschein.
Wir hatten lange nicht davon gesprochen,
wie es wohl werden mag, wenn einer ginge,
der andre bliebe dann allein zurück.
Doch du, du sprangst nicht über meine Klinge.
Ich spürte aber dieses sanfte Glück
der warmen Hand auf meinem grauen Haar.
Das war wohl alles, was erst gestern war.
15.12.13
Zufallsliebe (Spencer-Stanze)
Da läuft dir plötzlich einer übern Weg.
Der hat so was, denkst du, und etwas mehr,
jetzt maul bloß nicht, das wär ein Sakrileg,
denn Schönheit ist dir heute peripher.
Dir liegt im Herzen kaum noch was verquer,
du küsst ihn irgendwo und irgendwann,
so schrecklich einsam, wie du warst bisher –
egal, was er dir sonst noch bieten kann.
15.2.14
Ja, die Gefühle
Da ist ein Ding in dir, das Wort fehlt bloß,
das möchte raus, das fühlt sich eingesperrt,
und manchmal wird es einfach riesengroß -
als ob sich irgendwas in dir empört.
Ein Augenblick. Da bist du nahe dran.
Du greifst danach, dir glitscht was aus der Hand.
Dann hast du Angst: Zerschlägst dir Porzellan.
Im Magen wird dir etwas blümerant.
Und plötzlich weißt du, was in dir rumort:
Dein Alltag ist’s, das Gestern, Heute, Morgen,
der Hunger nach dem leisen Liebeswort.
Wie matt du bist, so schrecklich ungeborgen.
Was schön ist, das suchst du ein Leben lang,
was man nicht sieht, den kleinen Überfluss.
Die Sehnsucht hiernach macht dich fast noch krank,
fest eingespannt ins graue Tages-Muss.
Ja, die Gefühle. Auch so eine Sache.
Der eine gibt was drauf, der andre nicht.
Dein Dasein hat dich ganz in seiner Mache,
von Kopf bis Fuß bist du ein Mann der Pflicht.
31.3.13
Kurzdrama
Das neulich war nicht angenehm,
es trifft wohl eher: etwas scheußlich.
Du saßest da, noch recht bequem,
ich machte uns den Abend häuslich.
Dann fiel das Wort, das mich so kränkte,
ein dummes Wort voll Ironie.
Und als ich mich hineinversenkte,
da war es reinste Infamie.
Du gingst, verärgert, eingeschnappt.
Ich ließ dich ziehen. Warum nicht.
Kein Tschüs. Dann hat die Tür geklappt.
Und fortan kannten wir uns nicht.
Ich stand am Fenster, sah dir nach,
und du verschwandest in der Ferne.
Bloß keine Tränen und kein Ach.
Dann war da nur noch die Laterne.
3.10.13
Das Übliche
Der Stadtpark liegt in schöner Abendstille.
Der Tag war laut, du willst ihn schnell vergessen.
Auf dieser Bank hast du schon oft gesessen.
Die Luft ist weich, sie duftet, nach Kamille.
Ein Mann kommt, grüßt dich sehr gemessen.
Ach was. Du nickst ihm zu und sagst kein Wort.
Dafür, denkst du, sind Zeit nicht und nicht Ort.
Sparst dir den Blick, der wäre wohl vermessen.
Sehr fern rauscht noch der letzte Stadtverkehr.
Du döst wie Mona Lisa vor dich hin,
der Tag geht dir von neuem durch den Sinn.
Und lange noch träumst du ihm hinterher.
4.9.13
Das Ende
Als dann die erste stille Stunde kam
und nur dein Mannesduft noch stand im Raum,
da war mir, was geschehen, wie ein Traum,
wild packte mich der dumme Abschiedsgram.
Wohin ich sah, ich sah nur immer dich,
selbst Wolken formten sich zu deinem Bild.
Mein Sehnen aber, es blieb ungestillt.
Zurück, ach komm zurück, riefs flehentlich.
Ich lief durch alle Zimmer, suchte dich.
Und wusste doch, ich schrie ins Nichts hinein.
Sehr weltverlassen stand ich, sehr allein.
was war, blieb mir nur als Gedankenstrich.
10.8.13
Zwei Augen
Der nächste Morgen hat was vor mit dir.
Du siehst dich U-Bahn fahren mit der Menge
und fühlst dich beinah wohl so im Gedränge.
Berlin noch halb im Schlaf, das große Tier.
Zwei Augen, dieser halbe Blick, verschämt.
Du sprichst sie an, bestimmt. Gleich in der Bahn.
Weiß Gott, das wäre ja wie im Roman.
Du spürst, fast bist du jetzt schon wie gelähmt.
Du schließt die Lider, träumst für dich allein.
Mensch, so ein stilles, warmes Quäntchen Glück.
Vielleicht bringt es der nächste Tag zurück?
Ach was, das Morgen wird wie gestern sein.
Das Heute hat dich wieder mal im Griff.
Du lachst für dich: Was man so träumen kann!
Und doch: Vielleicht. Mal später. Irgendwann.
Dann reckst du dich, gibst dir den alten Schliff.